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„Der Beruf der Pflege ist schön!“

„Der Beruf der Pflege ist schön!“

15. JULI 2021

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„Der Beruf der Pflege ist schön!“

„Der Beruf der Pflege ist schön!“

15. JULI 2021

In der Folge von Corona wurde viel darüber gesprochen, welche Leistung die Menschen im Gesundheitsdienst erbracht haben, aber auch mit welchen Engpässen die Anforderungen bewerkstelligt werden mussten. Den Mangel an Pflegekräften erleben wir verstärkt bei unseren Kunden und wollen wissen, was getan werden muss und was wir tun können, um diese Situation zu verändern.

Dabei geht es im Beruf der Pflege nicht nur um Arbeitsbedingungen, die für die Fachkräfte belastend sind, sondern der Beruf bietet auch jede Menge Perspektiven.

Wir wollen wissen, was getan werden sollte, um mehr Pflegekräfte zu gewinnen und um junge Menschen wieder für den Beruf zu begeistern und welche Rolle dabei die Interessenvertretungen spielen. Es geht darum, Potenziale wieder mehr sichtbar zu machen und den Fokus auf die Möglichkeiten und Chancen für diesen schönen Beruf zu richten.

Wir haben Sabine Jansen, SPD-Bürgerschaftsabgeordnete, zu relations GmbH nach Hamburg eingeladen, um mit ihr über dieses Thema zu sprechen. Auf die Einladung von Katharina Ries-Heidtke, Beraterin bei relations, hat Frau Jansen sehr herzlich und kurzfristig mit Ihrer Zustimmung geantwortet.

Im Interview mit Sabine Jansen

Katharina Ries-Heidtke:

Liebe Sabine, wir kennen uns lange auch aus gewerkschaftlichen Zusammenhängen. Du bist Vorsitzende einer größeren Mitarbeitervertretung, jetzt auch neu SPD-Bürgerschaftsabgeordnete. Ich würde gerne mit dir über die Situation der Gremien von Mitarbeitervertretungen sprechen und darüber, was Du denkst, was getan werden müsste, um mehr Pflegekräfte zu gewinnen.


Sabine Jansen:

 

Als ich Anfang der 70er Jahre angefangen habe, meine Ausbildung zu machen, da kam mein Vater zu mir und sagte: „Hier im Spiegel, da gibt es einen Artikel, die Pflegekräfte in der Ausbildung verdienen mehr Geld.“ Das war Anfang der 70er. Danach veränderte es sich wellenartig. In den 80er Jahren hatten wir wirklich sehr viele Menschen, die den Pflegeberuf lernen wollten.

In der Pflege arbeiten wir mit anderen Menschen zusammen, unsere Arbeit ist sinnvoll, vielseitig und anspruchsvoll. Wir können an vielen Weiterbildungen und Fortbildungen teilnehmen und arbeiten mit anderen Berufsgruppen zusammen. Das muss viel stärker herausgestellt werden, damit die jungen Menschen sehen, wenn Sie den Beruf der Pflege erlernen, steht Ihnen die Welt offen.

Das Positive ist verlorengegangen durch die vielen Stimmen „Wir sind überlastet!“ Das ist die Wahrheit, das wissen wir, aber damit gewinnen wir keine neuen und keine jungen Menschen, die sagen, das ist meine Zukunft. Vielmehr muss deutlich gemacht werden, dieser Beruf ist schön und ich kann mich weiterentwickeln.


Wir haben zur fast gleichen Zeit Examen gemacht, habe ich gelesen, und da ist mir aufgefallen, es war früher anders als jetzt, als Pflegekraft zu arbeiten. Mit anderen Worten haben wir schon mal zu „bequemeren“ Zeiten gearbeitet. Ich arbeitete auf einer Intensivstation, dort waren wir richtig gut besetzt. Diese Zeiten sind leider vorbei. Was glaubst du, stellt sich heute als Anforderung an Interessensvertretungen, um dieses Bild zu positivieren?


Es ist wichtig, dass die Pflege in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen sagt: „Wir brauchen eine Interessenvertretung.“ Diese Interessenvertretung setzt sich mit den Anforderungen auseinander, beginnend mit dem Dienstplan und der Einhaltung von Dienstplänen, sodass die Interessenvertretung ganz deutlich macht, was können wir für Euch tun: vor allem die Rechte einfordern, die Pflegekräfte gesetzlich haben. Das muss dann aber auch unbedingt von den Mitarbeitenden unterstützt werden. Eine Mitarbeiterversammlung oder Betriebsversammlung, wo der Betriebsrat alleine sitzt und die Pflegekräfte nicht kommen, ist nicht gut. Die Anforderung an die Pflegekräfte lautet: Geht hin, werdet aktiv, lasst euch gut vertreten.


Meinst du, es könnte für das Ansehen der Pflegekräfte in der Öffentlich noch etwas getan werden von Interessensvertretungen, um dieses Bild auch zu gestalten?


Interessenvertretungen können zu Kongressen einladen. Sie können sich dort präsentieren und zeigen, wir sind hier, und verdeutlichen, welche Forderungen sie haben und welche sie umsetzen.

Interessenvertretung bekommen die Möglichkeit, gute Fortbildungen zu machen, können sich schulen lassen und weiterbilden. Eine gute Chance für junge Menschen. Diese Aussicht der beruflichen Zukunft sollte stärker in der Öffentlichkeit geteilt werden. Als Interessenvertretung können wir andere Menschen vertreten.


Ein anderes Thema sind die Gesundheitsämter. Glaubst du, dass diese nach der Pandemie andere Aufgaben und eine andere Bedeutung haben werden?


Der Koalitionsvertrag weist deutlich auf die Bedeutung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes hin. Er sagt aus, dass man sich intensiver mit Prävention und Gesundheitsförderung, Kinderbetreuung und Seniorenbetreuung beschäftigen muss.

Es gibt vom Bund den Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD), in den 4 Milliarden Euro reingehen. Das heißt, man hat jetzt gelernt, wir brauchen einen öffentlichen Gesundheitsdienst, der nicht nur für Infektionen da ist, sondern auch für den Schuldienst, für die Kinderbetreuung, für Seniorenbetreuung und Schwangerenberatung. Der Bereich, den die Gesundheitsämter anbieten und abdecken, ist riesengroß und sollte deutlicher gemacht werden. Wir brauchen dafür mehr Zusammenarbeit, auch auf Bundesebene. Stellen, die jetzt dafür geschaffen werden, müssen gefestigt werden. Dazu sitzen derzeit in Hamburg Gremien zusammen und erarbeiten ein Konzept, das bis Ende des Jahres dem Bund vorgelegt wird, damit es dann weitere Gelder gibt. Vorgesehen sind für die nächsten sechs Jahre 78 Millionen Euro für Hamburg. Der Personalaufbau und die Digitalisierung sind in diesem Konzept zwei Schwerpunkte.


Vielleicht gar nicht schlecht, dass das Brennglas auf den Gesundheitsämtern lag.


Ich halte sehr viel von der guten Arbeit der Gesundheitsämter. Die Arbeit, die geleistet wird, schätze ich schon sehr lange, deshalb freue mich auch, dass es jetzt noch deutlicher wird.


Letzte Frage: Was wird sich nach der Pandemie gesellschaftlich verändern, und hast du dazu Ideen?


Erst einmal habe ich zunächst einen Schreck bekommen, als ich feststellte, dass die Straßen wieder voll sind. Viele Menschen gehen wieder in den Rhythmus, den wir vorher hatten. Jetzt ist die Frage, ob wir das alles eins zu eins vergessen wollen. Nein, das dürfen wir nicht.

Zweitens gibt es einen Punkt, der mir sehr am Herzen liegt – dass wir auf die Kinder und Jugendliche gucken. Gerade wenn man jung ist, ist ein Jahr etwas Besonderes und wichtiger, als wenn man älter wird. Im Alter hat das Jahr eine gewisse Routine. Ich wünsche mir, dass wir den Jugendlichen sagen können, wir haben aus dieser Zeit etwas gelernt und machen jetzt was daraus. Eins wissen wir mit Sicherheit, wir müssen etwas für unsere Umwelt tun, wir können nicht so weitermachen wie bisher, aber dafür werden die nächsten Schritte getan. Und schließlich merke ich, dass der Betrieb auch im Krankenhaus wieder angezogen wird und die Patienten kommen. Zu beobachten ist, was mit der Pflegepersonaluntergrenze ist, ob diese kommt oder nicht. Vielleicht haben wir gelernt, den Mund aufzumachen und zu sagen: So nicht, sondern so! Es braucht neue Ideen. Dafür sollten wir offen sein und gemeinsame Überlegungen anstellen.



Geschrieben von:

Anika Kozakow

Anika Kozakow

Geschäftsleitung

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