Wie Führungskräfte schnelle Entscheidungen treffen – trotz Ambiguität
Wo früher Überschaubarkeit war, ist heute an einem Tag nichts mehr wie zuvor. Komplexe Sachverhalte in rasantem Tempo zu analysieren und zu eigener Klarheit zu gelangen ist für Führungskräfte oft eine große Herausforderung. Sollen dann auch noch schnelle Entscheidungen aus dem Hut gezaubert werden, kann das für viele Unsicherheiten im Führungsverhalten sorgen.
Wie also bestehen? Wie als Führungskraft schnelle Entscheidungen treffen und dabei erfolgreich durch unübersichtliche Zeiten navigieren?
Aus unserer VUCA-Praxis
Ambiguität versus zügige Entscheidungen. Wie geht das?
In unserer Arbeit als Change Management Experten begegnen wir häufig angespannten Gesichtern bei der Frage, wie Entscheidungen schnell gefällt werden können, obwohl die Ambiguität (Mehrdeutigkeit) doch geradezu ruft nach Gründlichkeit und Zeit.
Was sagt VUCA?
Die VUCA-Welt hat dazu eine klare Antwort.
Die Fakten
- Viele wichtige, zukunftsorientierte Entscheidungen können richtig und falsch sein.
- Fehler machen tut weh und kratzt am Image.
- Der Versuch, keine Fehler zu machen kostet mehr Zeit, als meistens zur Verfügung steht.
Unser Klartext
Wenn eine Führungskraft Entscheidungen treffen muss, sind mehrdeutige Entscheidungen keine Option. Entscheidungen verlangen danach, eindeutig zu sein.
Es ist gleichgültig, ob die Konsequenzen der Entscheidung das eigene Unternehmen, ein Produktlaunch oder die Führung von Mitarbeiter*Innen oder Lieferanten betreffen. Es ist immer Eindeutigkeit gefragt!
Doch wie gelingt es – besonders in schwierigen Zeiten – eindeutige Entscheidungen zu treffen? Auf welcher Basis?
Die Steinchen im Mosaik
Was mir in der Entscheidungsfindung hilft, ist das Bild eines Mosaiks. Informationen, Meinungen, Annahmen sind die Steinchen. Je nachdem, wie ich die bunten Steinchen lege, entsteht ein anderes, ein neues Bild. Es gibt kein Bild, in dem ich alle Steinchen unterbringe.
Worauf es ankommt ist meine Entscheidung:
Welche Steinchen nehme ich rein, welche lasse ich raus? Und hier sind wir mitten drin im Thema „Ambiguität“ der VUCA-Welt.
Ein Beispiel:
Firma XY hat durch die Corona-Krise einen immensen Umsatzausfall von 60 bis 70 Prozent. Wie sieht der Blick in die Zukunft aus?
Lege ich die Mosaiksteine aus meiner strategischen Beobachtung zu einem Schreckensszenario zusammen oder zu einem Wachstumsszenario?
Picke ich mir aus dem Überangebot an Informationen und Meinungen die dunklen Steinchen oder eher die hellen Steinchen heraus?
Angst
Besonders in Zeiten, in denen Ungewissheit, Unbeständigkeit und/oder Komplexität so viel Raum einnehmen, ist die Angst oft ein heimlicher Begleiter.
Aber Angst ist nie gut, um klare und gute Entscheidungen zu treffen. Die Chancen der Ambiguität, der Mehrdeutigkeit liegen genau darin, dass ich nicht nur eine, sondern mehrere, und darunter eben auch positive Perspektiven habe, auf deren Basis ich Entscheidungen treffen kann. Das Ergebnis: Mein Bild wird weiter.
Eine daraus sich entwickelnde Perspektive heißt beispielsweise: Im September ist der Turnaround geschafft, dann zieht das Geschäft wieder an und damit auch der Umsatz.
Auf diese Perspektive richte ich mich und mein Team aus, daran glaube ich.
So entsteht Eindeutigkeit.
Mut
Und was ist, wenn es anders kommt? Bin ich dann der größte Depp? Nein! Wichtig ist, dass wenn ich in dieser Phase der Entscheidungsfindung nicht eindeutig werde, mache ich einen wichtigen Teil meines Jobs als Führungskraft nicht gut.
Auch Mut lässt sich trainieren. Mit einer Entscheidung kann man richtig oder falsch liegen, meinetwegen auch fast richtig. Ohne Entscheidung liegt man auf jeden Fall falsch. Das hilft mir persönlich oft weiter. Ob das schon Mut ist, weiß ich auch nicht.
Mut ist im Umgang mit Ambiguität ohne Alternative.
Oder wie es die US-amerikanische Schriftstellerin und Bürgerrechtlerin Maya Angelou gesagt hat:
„Do the best you can until you know better. Then when you know better, do better.“
geschrieben von:
Thomas Leschig
Geschäftsführender Gesellschafter – relations GmbH Hamburg
FAQ VUCA
Die Antwort, um auf die Herausforderungen der VUCA Welt zu reagieren und neue Chancen zu nutzen, lautet also erneut VUCA und steht in diesem Fall für: Vision (Vision), Verstehen (Understanding), Klarheit (Clarity) und Agilität (Agility).
VUCA ist die Kurzform für
Volatilität – schnelle Veränderungen
Unsicherheit
Komplexität und
Ambiguität – Mehrdeutigkeit
Diese Begriffe beschreiben die heutige Geschäftswelt, die sich durch schnelle Veränderungen, unvorhersehbare Ereignisse, komplexe Zusammenhänge und mehrdeutige Situationen auszeichnet. Unternehmen müssen sich auf diese VUCA-Umgebung einstellen, um erfolgreich zu sein.